Urlaub auf den Kapverden – Mein subjektiver Reisebericht
Für unseren diesjährigen Urlaub war ich auf der Suche nach einem Land in dem es zur europäischen Winterzeit warm ist und in dem man gut wandern bzw. Aktivurlaub machen kann. Auf die Kapverden bin ich dabei total zufällig gestoßen, nämlich über Werbung in meinem Browser.
Da der Große deutsche Reiseveranstalter mit den 3 Buchstaben aber hauptsächlich Urlaub auf der Insel Sal zum Surfen bzw. im all-inklusive Hotel anbietet, habe ich selbst noch etwas weiter gesucht und schließlich das Reisebüro Schellmann gefunden. Auf meine Frage, ob die angebotenen Wanderungen auch für Blinde mit Begleitung geeignet seien, bekam ich sehr schnell eine positive Antwort und so buchten wir Anfang des Jahres „10 Tage wandern individuell“ auf den Kapverden.
Mein total subjektiver Reisebericht über unseren Urlaub auf den Kapverden und etwas Bonusmaterial dazu folgt hier:
Die Anreise und der erste Tag
Nach 12 Stunden im Flieger bzw. im Terminal, Abflug in München, langer Zwischenstop in Lissabon, Ankunft in Praia, hatten wir unser erstes Ziel mitten in der Nacht erreicht: Cidade Velha in 10km Entfernung zu Praia.
Der Fahrer war sich wohl in der Dunkelheit nicht ganz sicher zu welcher Unterkunft er uns bringen sollte und tat das was einem in Deutschland sicher eine Anzeige wegen Ruhestörung einbringt: Einfach so lange an alle Fensterläden klopfen bis jemand den Weg kennt oder sagt „ja das ist hier“. Dieses Vorgehen hatte bereits nach drei Versuchen Erfolg… Ein sichtlich verschlafener Hausherr in Unterwäsche zeigte uns um kurz nach 3:00 Ortszeit unser Zimmer und wir fielen ohne uns Groß umzusehen und froh endlich angekommen zu sein in unsere Betten.
Am folgenden Tag waren wir zum Einwandern nur auf der im Ort stehenden Festung, ca. 30 Minuten mit 100 hm und etwas am Strand unterwegs. Die Wege/Straßen sind dort gut begehbar, man sollte nur im unteren Teil des Weges etwas Vorsicht walten lassen, da dort leider viele Glasscherben und sonstiger Unrat liegen. Oben angekommen sieht man auf der einen Seite der Festung das weite blaugraue Meer und etwas niedere Vegetation, auf der anderen Seite die Schlucht mit ihren steil abfallenden Flanken, die erst im unteren Drittel wieder bepflanzt und somit grün sind. Auf dieser Seite gibt es auch einen Eingang um die Festung zu besichtigen oder eine kleine Bar um sich ein Getränk zu kaufen. Wir haben aufgrund des Temperaturunterschieds zu Deutschland, der im November ca. 25 Grad beträgt, letzteres getan.
Unsere Unterkunft war zweckmäßig mit eigenem Kühlschrank, sauber und hatte zusätzlich eine Terrasse mit Meerblick auf der wir frühstücken und zu Abend essen konnten. Hier haben wir auch unser erstes und (subjektiv) bestes Thunfischsteak mit selbst gemachtem Gemüse und Reis von unserer
Vermieterin serviert bekommen.
Überhaupt trennte uns vom Meer nur die Hauptstraße im Ort, auf der tags und nachts reges Treiben herrschte. Hier konnten wir u.a. Einheimische dabei beobachten, wie sie allerlei Waren auf ihren Köpfen transportierten, angefangen vom Besen bis hin zum ganzen Thunfisch.
Sao Vincente
Der zweite Tag bestand aus dem Flug mit dem Propellerflugzeug von Praia nach Sao Vincente/Mindelo mit der innländischen Fluggesellschaft Binter. Die Flugzeuge, die ich gesehen habe, sind alle neu, relativ leise und schaukeln so gut wie gar nicht, also wirklich langweilig für Propellerflugzeuge, wofür Chris, der vor dem Urlaub hauptsächlich Bedenken vor den Flügen mit den innländischen Maschinen hatte, äußerst dankbar war.
Dafür wurde Chris am Securitycheck in Praia aller 5 Feuerzeuge „beraubt“, die Hölle jedes Rauchers also, das Flugzeug hob mit ca. 40 Minuten Verspätung ab und wir mussten als erstes Einsteigen, somit keine besonderen Vorkommnisse am Flughafen.
In Mindelo gelandet, wurden wir von einem Taxi zu unserer Unterkunft gebracht, wo uns die Besitzerin und ihr Hund bereits erwarteten. Da es leider schon dunkel war, gab es außer ein paar Joggern an der Strasse nicht viel zu sehen. Abends gingen wir in Richtung Strand um neue Feuerzeuge* zu kaufen und um etwas zu Abend zu essen. Wir fanden auch relativ schnell ein Restaurant an der Straße, das vielversprechend aussah und in dem man draußen sitzen konnte. Die Besitzerin kam aus Frankreich und hatte sich mit ihrem Mann und Sohn hier niedergelassen.
Wir bestellten Hühnchen vom Grill mit Reis, was sehr lecker, aber für unsere Verhältnisse etwas wenig war. Das ein oder andere Bier dazu sowie der Grogue, also der einheimische Zuckerrohrschnaps, aufs Haus ließ uns aber (knapp) überleben.
Wie sich über Nacht herausstellen sollte, hatte nicht nur die Besitzerin unsere Unterkunft einen Hund, auch sonst war die Stadt voll davon. Diese rotteten sich in der Nacht zusammen und machten bei Ihren wilden jagten jede Menge Lärm. Chris hat zu Mindelo gesagt „Tagsüber gehört die Stadt den Menschen, Nachts den Hunden“. Diese Hunde, zusammen mit den durch den Wind an die Hauswand schlagenden Schiebeläden, kosteten ihn den Schlaf in dieser Nacht. Viel Zeit zum Schlafen hatten wir ohnehin nicht da es am nächsten Tag gleich um 7:30 weiter auf die Fähre Richtung Porto Novo ging.
*Feuerzeuge gibt es übrigens im Marcato = Supermarkt
Santo Antao
Am dritten Tag ging es per Fähre durch einer einstündige Überfahrt von Mindelo nach Porto Novo auf die Insel Santo Antao.
Unsere erste Wanderung auf der Route 101 vom Cova Crater in die Ribeira do Paúl stand an, die wohl bekannteste Route auf der Insel und ein Muss für jeden Besucher. Wir wurden direkt am Hafen von unserem wirklich netten Fahrer abgeholt der uns zum Einstieg auf den Berg bringen sollte. Nachdem er unsere Wanderschuhe gesehen und bemerkt hatte, dass Chris blind ist, machte er mich sichtlich besorgt darauf aufmerksam, dass der Abstieg über den Krater steil und gefährlich sei. Als ich ihm unsere Wanderfotos aus den Alpen zeigte, ließ er uns aber dann doch losziehen.
Der Weg vom Krater nach unten ist durchgängig gut ausgebaut und hervorragend in Stand gehalten, wir hatten sogar meist den ungewohnten Luxus nebeneinander gehen zu können, was in den heimischen Bergen oft nicht möglich ist. Die Landschaft entlang der Route ist spektakulär. Der Anfang verläuft durch den Krater in dem kleine Kiefern gepflanzt sind. Auch ein paar Nutztiere (Kühe, Ziegen) waren zwischendrin zu sehen. Die ersten Meter auf dem Abstiegsweg sind durchaus steil und man sieht über das ganze grüne Tal hinweg bis zum Meer.
Während unserer Wanderung hingen zusätzlich tiefe Wolken im Krater, was das ganze meiner Meinung nach nochmal beeindruckender machte. Rechts und links des Weges wuchs so gut wie immer etwas, was schon ein Unterschied zur oft sehr trockenen Hauptinsel war. Auf diesem Weg sahen wir auch zum ersten Mal Zuckerrohr und Bananenbäume, die die Einheimischen auf den typischen Terrassen am Hang angepflanzt hatten.
Im ersten Dorf unten angekommen haben wir dann etwas abgekürzt und sind auf der Hauptstraße zu unserer ersten Unterkunft auf Santo Antao gelaufen. Wir erhofften uns zum einem hier mehr Restaurants, zum anderen hatte es zwischenzeitlich angefangen zu nieseln und wir hatten keine Lust auf nasse oder schmierige Steinstrassen am ersten Wandertag. 5:45 Stunden vom Krater bis zur Unterkunft haben wir gebraucht, incl. mehreren Raucher- und einer längeren Kaffeepause in der wirklich netten Bar „O Curral“.
Wir wurden sehr freundlich mit kalten Bier und tollem Ausblick auf die umliegenden Berge und das Tal in unserer neuen Unterkunft in Eito
empfangen, stellten unsere Sachen unter, gingen schnell duschen und dann begleitete uns unsere Gastgeberin, Donna Sabine, in ein nahe gelegenes Französisch geführtes Restaurant zum Abendessen. Dort fragte ich nach einem Guide für die nächste anstehende Tour (207) übermorgen, da mir der Streckenverlauf auf der Karte nicht ganz klar war bzw. komisch vorkam.
Der folgende Tag startete aber erst mal ganz gemütlich, nachdem es nachts geregnet hatte, mit Frühstück auf der tollen Terrasse bei Sabine. Danach machten wir etwas den nahe gelegenen Strand und Ribeira Grande unsicher und ich kam endlich auch zu meiner ersten Fahrt auf einem offenen Pritschenwagen.
Abends ging es wieder ins französische Restaurant wo es diesmal Cachupa gab und eine Zettel mit dem Namen des Guides, der uns morgen begleiten sollte.
Von Espongeiro nach Cha de Pedras
Am fünften Tag fuhren wir mit unseren Guide, der uns bei unserer Unterkunft einsammelte, über eine sehr kurvige und mit dem typischen Steinen gepflasterte Bergstraße nach Espongeiro. Dort befindet sich der Einstieg zur Route 207 auf der wir heute bis nach Cha de Pedras laufen würden.
Anfänglich verlief der Weg leicht ansteigend und nie schwierig, größtenteils auf Sandstrassen durch die trockenen Felder der ansässigen Bauern oder durch lichte Nadelwälder.
Unser Guide zeigte uns sein nicht weit entferntes Heimatdorf, das praktisch auf dem Berg gegenüber lag und wir wurden so gut wie jedem vorgestellt den wir auf dem Weg trafen. Es waren, da Wochenende war, viele Einheimische unterwegs, andere Touristen trafen wir so gut wie keine. Wir erfuhren ebenfalls das Wasser rationiert wird und es dieses Jahr wenig Regen gab, was auch gut an den trockenen und viel zu kleinen Maispflanzen der Bauern erkennbar war.
Kurz vor dem Abstieg ins Tal machten wir nochmal halt und ich nahm einen großen Schluck aus der vorher mit Wasser aus dem Supermarkt gefüllten Flasche.
15 Minuten später nahm das Übel dann seinen Lauf…
Zum einen war der Weg in einem wirklich schlechten Zustand, so schlecht das Chris Mühe hatte die wahllos umherliegenden Steine, sollen wohl mal Treppen gewesen sein, als Weg zu nutzen, zum anderen war das Wasser von vorhin wohl nicht mehr ganz genießbar und nahm den falschen Weg incl. Frühstück nach draußen. Alles in allem also beste Voraussetzung für verbleibende 1200hm Abstieg, auf dem wir niemanden sonst begegneten und völlig alleine unterwegs waren. An diesem Tag gab es kein Happy End für uns, der Weg blieb bis hin zum Ende schlecht, genauso schlecht wie mir übel war. Im Nachhinein waren wir wegen der Beschaffenheit des Weges und Länge der Tour sehr froh darüber dass wir ausnahmsweise mit Guide gelaufen sind.
Landschaftlich war der Abstieg jedoch wieder sehr schön grün und abwechslungsreich, es gab jede Menge Zuckerrohrfelder, Bananenbäume und rotes Vulkangestein zu sehen, allerdings hatte an diesem Tag niemand gesteigertes Interesse daran.
Mein persönliches Highlight an diesem Tag war der erste Supermarkt im ersten Ort nach dem langen Abstieg ,in dem ich überfallartig 4 Flaschen Cola auf einmal vernichtete, obwohl ich normalerweise kein Cola trinke…
Nach 8 Stunden erreichten wir also zum Einbruch der Dämmerung ausgelaugt und froh unsere nächste Unterkunft in Cha de Pedras. Der Besitzer hatte sich schon ernsthafte Sorgen gemacht und jemanden in unsere Richtung geschickt, um nach uns zu sehen. Wir bezogen unser Quartier, das etwas unterhalb des Haupthauses lag, ruhten uns ein wenig aus, gingen duschen und dann gab es essen. Gegrillten Fisch, Süßkartoffeln, Brotbaumfrucht, Bier und Grogue für Chris, Cola und etwas Banane für mich. Ganz nebenbei fand ich mich an diesem Abend in ungewohnter Rolle als persönlicher Fischgrätenentferner statt Fressfeind wieder, Chris hats sehr gefreut. 😁
Am nächsten Tag war keinem von uns nach großen Unternehmungen zu Mute und wir ließen es ruhig angehen. Wir schliefen aus und machten danach den lokalen Supermarkt und die nähere Umgebung unsicher und ruhten uns von den Strapazen des Vortages aus.
Von Cha de Pedras nach Cha de Igreja
Am siebten Tag war als Etappe die Strecke von Cha de Pedras nach Cha de Igreja mit dem Tagesrucksack geplant. Unser Vermieter riet uns aber wegen der Hitze einen Aluguer, also ein Sammeltaxi, zu nehmen. Da Chris vorerst keine Lust mehr auf Überraschungen hatte und mir immer noch flau im Magen war, haben wir uns das nicht zweimal sagen lassen und sind somit in den Genuss einer weiteren lustigen Fahrt auf einem Pritschenwagen, die längste und abwechslungsreichste des ganzen Urlaubs, gekommen.
Früh in Cha de Igreja angekommen, stellten wir unsere Sachen aufs Zimmer und erkundeten zuerst die Umgebung, Dorfplatz, Kirche, Supermarkt und zu guter Letzt den Strand, an dem wir übrigens ganz alleine waren. Dort setzten wir uns auf einen großen schwarzen Lavastein, genossen die Ruhe und hörten den Wellen zu.
Am Nachmittag sind wir dann praktisch aus Langeweile den nächsten weg Nr. 212 Richtung Ponta do Sol ca. 6 km an der Küste entlang und wieder zurück gelaufen. Der erste Teil des Weges war sehr sandig und durch den Wind hatten wir den roten Sand auch bald an unseren Wandersachen bzw. eigentlich überall. Da es an der Küste die ganze Zeit diesig war, gab es ausnahmsweise nicht so viel zu sehen, nur den bereits bekannten Steinweg und eben eine steil abfallende Küste am Meer.
Während des Abendessens, zu dem es Tunfisch Steak mit Gemüse, Süßkartoffeln und Reis gab, haben wir dann entschieden, dass wir die 6km nicht nochmal laufen möchten und wir lieber mit dem, inzwischen, sehr beliebten Aluguer nach Ribera Grande fahren würden um dort zu entscheiden, wie es nach Ponta do Sol, dem Zielort des nächsten Tages, weitergehen soll.
Ponta do Sol
Am achten Tag unseres Urlaubs auf den Kapverden in Ribera Grande angekommen, wollte ein Fahrer am Taxisammelplatz von uns pro Kopf 500 Escudos für die Weiterfahrt nach Ponta do Sol haben. Nachdem
das meiner Meinung nach ein wirklicher Wucherpreis war und mir die Karte verriet, dass der Weg von Ribeira Grande nach Ponta do Sol gerade mal 2,5km beträgt, sind wir das Stück an der Küste entlang gelaufen und kamen um ca. 13:30 an. Danach machten wir uns von der anderen Seite auf den Weg 212.
Diesmal gingen wir ca. 7km bis zu einer kleinen Bar voller Einheimischer in die kleine Ortschaft Fontainhas. Danach ging es zurück in unsere Unterkunft und zum wieder mal sehr leckeren Abendessen.
Der Weg an der Küste entlang war, die 13km die wir insgesamt gelaufen sind, durchaus in Ordnung und mit dem Weg vom Cova Krater vergleichbar, wir hätten also auch, wie ursprünglich geplant, von Cha de Igreja nach Ponta do sol laufen können, so hatten wir allerdings nicht den Stress den Weg unbedingt laufen zu müssen.
Den nächsten Vormittag verbrachten wir im Ort, sahen uns den kleinen Fischerhafen an und bummelten durch die Straßen mit den Geschäften. Am Nachmittag fuhren wir ca. 1 Stunde mit dem Aluguer nach Porto Novo, leider dieses Mal nicht auf einem Pritschenwagen, und nahmen dann die Fähre am Abend Richtung Mindelo. Im Anschluss ging es gleich weiter mit der bereits bekannten Propellermaschine Richtung Praia. Diesmal war unsere Unterkunft ein Hotel, sogar mit eigener Klimaanlage im Zimmer, uns war aber eher nach Getränken im Freien, und so erkundeten wir nachts noch etwas die nähere Umgebung in der Fußgängerzone der Hauptstadt.
Am letzten Tag unseres Urlaubes war wieder ausschlafen angesagt, danach haben wir, bei knackiger Hitze, nochmal die Fußgängerzone unsicher gemacht und den großen Markt begutachtet. Das Geschrei und Gewusel war von außen bereits gut hörbar und da wir beide nicht auf Einkaufen aus sind, war das auch schon genug Trubel für uns.
Anschließend haben wir noch gemütlich Kaffee in einem nahe gelegenen Restaurant getrunken, unsere Koffer gepackt und abschließend noch einmal gut Abend gegessen. Für mich gab es Tintenfisch (komplett in einem Stück) und für Chris das bereits bewährte Thunfischsteak.
Am Flughafen angekommen gingen wir zuerst zum Schalter um unser Gepäck loszuwerden. Chris hatte zwischenzeitlich seinen Blindenstock im Vorbereitung auf den Securitycheck gezückt und die nette Dame am Schalter sagte mir, dass unser Gepäck „priority“ ist und zum Ziel Flughafen München durchgecheckt wird. Soweit also nichts neues, allerdings offenbarte ein Blick auf die Tickets, dass wir nicht den 7:00 ihr Flug in Lissabon nehmen sollten, sondern den um 14:40 nach München. Als Grund wurde mir der verspätete Abflug in Praia
genannt. Auch im Büro der TAP war nichts zu machen, es gab leider keinen früheren Flug von Lissabon nach München, also machten wir uns leicht genervt auf zum Abfluggate. Die obligatorischen Souvenirs (Grogue und billige Zigaretten) waren schnell gekauft und wir warteten bis kurz vor 3:00 auf unseren Flieger, der Abflug sollte eigentlich um 02:00 Uhr sein.
In Lissabon angekommen haben wir unseren 7:00 Uhr Flug noch gesehen, allerdings war das Gate schon geschlossen. Zum Zeitvertreib durften wir dann aber nochmal durch den Securitycheck, bei dem wir von einer Kapverdianerin, die dort arbeitete, Tipps bekamen, wie man den Grogue am besten mischt, „In der früh in den Tee“ zum Beispiel.
Als wir uns kurz vor 14:00 am Abfluggate herumdrückten kam plötzlich ein Mitarbeiter der TAP und sagte zu Chris „Sie! Sie sind der den wir schon suchen, wo ist denn ihr Hund? Es wurde ein Blindenführhund in Praia eingecheckt“. Als dann geklärt war, dass es keinen Hund gibt, zumindest nicht am Flughafen, durften/mussten wir mal wieder als erstes in die Maschine einsteigen. Ein sichtlich bemühter Flugbegleiter erklärte uns persönlich wo sich die Notausgänge, die Schwimmweste etc. befinden und fragte dreimal, ob alles in Ordnung ist.
Das Beste an unserem Rückflug kam aber zum Schluss in München. Als wir aus dem Flugzeug stiegen, wartete ein Rollstuhl incl. Ausstiegshilfe auf Chris. Nicht falsch verstehen, es ist gut und sinnvoll dass es diesen Service gibt, aber in Anbetracht der letzten Wanderungen konnte ich mir ein kurzes Grinsen nicht verkneifen. Nachdem Chris der Dame versichert hatte, dass er gerade keine Hilfe braucht und sich auch nach 3 Stunden im Flieger nicht hinsetzen muss, machten wir uns allein auf zur Gepäckausgabe bzw. Richtung S-Bahn und Raucherzone, wo uns auch der gleich erste Münchner Weihnachtsmarkt begrüßte.
Urlaub auf den Kapverden? jeder Zeit und hoffentlich bald wieder!
Abschließend kann man sagen, dass wir wirklich einen tollen Urlaub hatten, auch wenn wir uns nicht immer an die vorgegebenen Routen gehalten haben. Die Organisation und Unterkunftsauswahl unseres Reiseveranstalters Reiseträume war super und es hat immer alles geklappt. Alle Fahrer waren zu den vereinbarten Zeiten an Ort und Stelle, das Gepäck wurde zuverlässig von Unterkunft zu Unterkunft transportiert, die Unterkünfte waren bestens ausgesucht, immer sauber, etc.
Aufgrund der Voucher für alle Fahrten und Unterkünfte, die wir rechtzeitig vor unserer Reise per Mail erhielten und in ausgedruckter Form mitnehmen sollten, gab es keinen Ärger mit der Bezahlung vor Ort und wir sind letztendlich immer da gelandet wo wir hinwollten. Wobei ich aber auch zugeben muss, dass mich genau diese Papiervoucher am Anfang fast in den Wahnsinn getrieben hätten, ich war noch nie mit so viel Papier im Wanderurlaub. Aber in Anbetracht dessen, dass wir selber 7 Tage kein Internet hatten, war Papier im Nachhinein durchaus sinnvoll…
Wir haben uns fest vorgenommen die Kapverden mindestens noch ein zweites Mal zu besuchen, allerdings dann im kapverdischen Winter, da wir teilweise Probleme mit der Hitze im Herbst hatten, mitteleuropäische Berge sind ganzjährig deutlich kühler.
Als Bonus unten noch unsere Erfahrungen die wir zu verschiedenen Themen gemacht haben, Stand 11/2017
Bonusinfos, auch ganz subjektiv und völlig ungeordnet
Blind: Gerade in den kleineren Dörfern Eito und Cha de Pedras hatten wir das Gefühl, dass die Einwohner auf „Ihren“ Blinden aufpassen. Wir wurden oft auf der Straße gefragt, ob alles ok ist, und wenn wir mal spontan eine Mitfahrgelegenheit benötigten, hat sich immer jemand gefunden, der etwas organisieren konnte. Ansonsten hat ein blinder Wanderer hin und wieder Ver- oder besser Bewunderung ausgelöst, allein das wir freiwillig 10km zu Fuß gehen, fand manch Einheimischer komisch, aber das einer von diesen Touristen auch noch nichts sieht und trotzdem in den Bergen unterwegs ist, war für die meisten schon ungewöhnlich. Trotzdem standen wir meiner Meinung nach weniger unter Beobachtung (siehe auch Punkt: „9. People stare at you all the time“ auf dieser Liste) und haben subjektiv weniger betroffene Blicke kassiert als in Deutschland, wahrscheinlich auch weil die Leute im Land genug eigene Probleme haben.
Sicherheit: Vor allem auf Santo Antao waren die Einheimischen, wie oben erwähnt, immer sehr freundlich und hilfsbereit. Wir sind teilweise nachts mit der Taschenlampe auf unbeleuchteten Straßen durch die Dörfer gelaufen und hatten dabei nie ein schlechtes Gefühl. Gerade in den kleineren Dörfern sitzen auch die Dorfbewohner in den Abendstunden einfach mit Getränken am Straßenrand oder grillen vor den Häusern auf der Straße.
In der Hauptstadt Praia sieht es anders aus, da würde ich z.B. Nachts nicht außerhalb der Fußgängerzone spazieren gehen, das stand aber auch schon so in den Reiseunterlagen.
Supermarkt: Wir wären die ersten Tage fast verhungert (etwas übertrieben), da ich das Prinzip der Supermärkte nicht verstanden hatte, bzw. mir die kleinen Blechschilder auf denen „Marcato“ steht einfach nicht aufgefallen sind. Anders als bei uns stehen draußen vor dem Geschäft keine Waren und es gibt keine auffälligen Schaufenster. Das Prinzip einfach durch die Tür laufen, die dem Blechschild am nächsten ist, und in Landessprache „Hallo“ sagen, hat bei uns aber immer funktioniert.
Landessprache: Zuerst die schlechte Nachricht, mein Portugiesisch war in Lissabon aus. Oder anders gesagt, gerade beim Essen gibt es deutliche Unterschiede zu Portugiesisch und dem auf den Kapverden gesprochenen Creol. Zum Glück sind die Kapverdianer ein sehr geduldiges und freundliches Volk, und wenn man es schafft sein Gegenüber zumindest in Landessprache zu begrüßen, kommt man immer irgendwie weiter, sei es mit einem Wörterbuch, Englisch oder mit Händen und Füßen. Französisch hilft auch wenn man es denn sprechen kann.
Wanderwege: Die Wege waren eigentlich immer durch eine kleine Steinmauer (ca. 40cm hoch) am Rand abgesichert, da haben wir in den Alpen schon wildere Sachen gesehen und gemacht. Leider entspricht der Wegzustand aber nicht immer dem Wanderführer, wir hatten z.B. zwei Mal den Zustand „2“ für gut, einmal war der Weg super und das andere Mal leider sehr schlecht, ist also auch immer ein bisschen Glück dabei. Wer die Bergrettung aktiv in seine Tourenplanung miteinbezieht wird auf den Kapverden schlechte Karten haben, da es auf den Inseln kein Äquivalent gibt. Man sollte deshalb schon eine gewisse Grundkondition mitbringen und keine Touren, die auf der Wanderkarte schon mit dem persönlichen Limit angegeben werden, gehen, um bei schlechten Wegen, Hitze oder Übelkeit wenigstens noch etwas Reserven zu haben. Die von Reiseträume zur Verfügung gestellten GPX Tracks waren hingegen sehr genau und ließen sich unkompliziert mit meiner GalileoPro App auf dem iPhone nutzen.
Kreditkarten: Theoretisch kann man zumindest in den größeren Städten im Geschäft direkt mit der Visa Karte zahlen. Praktisch wollen die Besitzer aber die Transaktionsgebühr von 3% nicht bezahlen und nehmen deswegen viel lieber Bargeld bzw. wollen die Transaktionsgebühren auf den Preis aufschlagen. Wir sind eigentlich mit Euros von zuhause oder kapverdischen Escudos aus dem Geldautomaten am besten gefahren.
Essen: Das Essen war, wie erwartet, sehr fischlastig, aber wirklich gut. Wir hatten in den 10 Tagen nichts was schlecht war oder nicht geschmeckt hat. Die gebratenen Bohnen zum Frühstück waren für mich persönlich allerdings gewöhnungsbedürftig, Chris hat sich hingegen sehr darüber gefreut. Sehr gut waren auch der selbst gemachte Fruchtsaft und Obstsalat aus frischen Papaya, Bananen, Mango + X, wenn man sich denn wegen des evtl. beigemischten Leitungswassers traut. Nachdem mich Montezumas Rache auf der zweiten Wanderung ohnehin erwischt hatte, war mir das dann für den Rest des Urlaubs egal und ich habe einfach alles gegessen was es so gab, genauso hat es Chris gehalten.
Reiseapotheke: Es gibt im Internet etliche Listen mit Medikamenten für die Kapverden. Wir hatten auch eine ganze Tüte mit dabei, wirklich gebraucht haben wir aber nur das Mückenspray und die Tabletten zur Wasserreinigung (Micropur Forte). Letztere waren wirklich ihr Geld wert, allein schon als ich nach dem verdorbenen Wasser aus der Flasche einen regelrechten Ekel davor hatte etwas zu trinken. Abgesehen davon kann man damit sein Trinkwasser selber erzeugen und muss weder zusätzlich Wasser auf der Tagestour für abends mitschleppen, noch einen Supermarkt suchen, wenn man von Unterkunft zu Unterkunft wandert.
Telekommunikation: Wie bereits oben erwähnt, gab es 7 Tage kein Internet, wir hatten zwar eine Mobilfunkkarte von CV Movel aus dem Supermarkt mit Internetguthaben erworben und mit fachkundiger einheimischer Hilfe auch aufgeladen. Allerdings weigerten sich unsere Handys, auch mit verschiedenen manuellen APN-Einstellungen aus diversen Foren, standhaft eine Internetverbindung herzustellen. WLAN hatten nur die Unterkünfte in Praia, Cidade Velha und Ponta do Sol
Es freut
uns immer wieder, Urlauber überzeugen zu können, die anderen kapverdischen Insel
jenseits von Sal und Boavista zu entdecken. Der Bericht ist ein gelungenes
Beispiel, was und wie man/frau auf andren Inseln Kapverden erleben kann, wenn
man keine Scheu hat sich auf Land und Leute wirklich
einzulassen.
Wir
bedanken uns für Ihre Rückmeldung im Internet und wünschen Ihrem Bericht die
Verbreitung, die er verdient und haben ihn darum auch auf unserer Seite unter
Reiseberichte https://goo.gl/CZr8ub verlinkt
Sibylle
& Gerhard Schellmann, Reiseträume Kapverden
P.S. Der
Herbst 2018 zog sich diesmal sehr lange hin bis Anfang Dezember, bevor dann die
(für uns gewohnte) Kühle einsetze.
Vielen Dank für diesen wunderbaren Reisebericht. Da ich selbst blind bin und sehr gern mit meiner sehenden Frau reise, fanden wir uns in eurem Reisebericht wieder. Ihr habt alles so lebhaft und sehr gut vorstellbar beschrieben, dass wir virtuell mit euch unterwegs sein konnten. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es in anderen Ländern oft großes Erstaunen hervorruft, wenn blinde Menschen selbstbewußt auftreten und reisen. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Wir wünschen euch noch viel Freude bei euren hoffentlich noch spannenden und interessanten Reisen. auch eure Webseite gefällt uns ganz prima.Liebe Grüße,Raphaela und Marcel