Mit dem eTandem über die julischen Alpen

2024 hat es endlich geklappt mit unserer ersten Alpenüberquerung! Statt der bayerischen Alpen direkt vor der Haustür wurden es allerdings die Julischen Alpen. Wir hatten nämlich einen Veranstalter namens „Visit good Place“ gefunden, der kein Problem damit hatte, unser eTandem samt Hundeanhänger zurückzutransportieren – und sich auch sonst von nichts abschrecken ließ.

Wir haben uns für die Option „individuell/self-guided mit Gepäcktransport“ entschieden, die ab zwei Personen möglich ist. Zum Glück passen auf ein Tandem genau zwei Leute. Die Routen wurden individuell für uns geplant, vorab in einem Zoom-Briefing besprochen und dann mit „Ride with GPS“ bzw. „Komoot“ abgefahren.

Unsere Tour führte uns in 6 Etappen von Kranjska Gora nach Koper. Mit einem Ruhetag sowie An- und Abreise waren wir insgesamt 9 Tage unterwegs.

1. Tag – Ankunft in Kranjska Gora

Die Ankunft in Kranjska Gora war erst Stress: Das Tandem musste trotz Baustelle am Parkplatz und einer viel zu engen Tür zum Bike-Room im Hotel abgeladen und verstaut werden. Gleichzeitig mussten wir die ersten wichtigen Entscheidungen treffen: „Was bleibt im Auto?“, „was kommt ans Tandem?“ und „was ins Transportgepäck?“.

Am Abend sind wir dann noch ein bisschen mit dem Hund durch die Gegend spaziert und haben das Restaurant Lacni Kekec, ausprobiert – eine Empfehlung aus dem Tourenguide. Da Kranjska Gora ein Wintersportort ist, war es angenehm ruhig, und wir haben auch ohne Reservierung einen Platz bekommen.

 

 

 

2. Tag – Kranjska Gora – Bovec

Passend zum Tourstart hatte ich erst mal Kopfschmerzen. Trotzdem musste der Hundeanhänger noch zusammengebaut, das Auto auf dem Dauerparkplatz* neben der Polizeistation abgestellt, die Ausrüstung sortiert und das Transportgepäck abgegeben werden. Als dann auch noch am Frühstücksbuffet der Kaffee aus war und wir ihn mit einem Rudel Bustouristen teilen mussten, war ich eigentlich schon fertig mit dem Tag.

Gegen 10:00 Uhr war es dann endlich so weit: Wir saßen auf dem Tandem! Der Anfang der Strecke führte uns auf besten Fahrradwegen von Kranjska Gora durch die wunderschöne Berglandschaft Sloweniens in Richtung Italien. Kurz nach der Grenze machten wir einen Abstecher zu den Weißenfelser Seen mit Blick auf den imposanten Mangart. Danach ging es über den Predilpass, mit einer traumhaften langen Abfahrt und grandioser Aussicht auf die Julischen Alpen, die wie eine riesige Wand vor uns aufragten. Spätestens nach dem Besuch der Weißenfelser Seen war der ganze Stress und die Aufregung der letzten zwei Tage vergessen.

Auf dem letzten Stück unserer Strecke vor Bovec kam auch Mayra, unser Hund, noch voll auf ihre Kosten: Entlang der grün-blauen Soča konnte sie endlich länger frei laufen.

Technisch war die Tour sehr einfach, mit guten Teerstraßen und Fahrradwegen. Die Anstiege waren dank eTandem auch mit Anhänger gut zu bewältigen. Das letzte Stück an der Soča entlang war allerdings mit groben Steinen gepflastert und dadurch technisch etwas anspruchsvoller.

*Dauerparkplatz: Seit 2024 kostenpflichtig. Touristenrabatt gibt’s nur über die EasyPark-App. Kosten: 30 Euro für 10 Tage (maximale Parkdauer). Das Parkschild vor Ort ist ziemlich irreführend – selbst Einheimische waren verwirrt und vor allem über den „neuen“ Preis aufgebracht. Die Infos in der EasyPark-App sind (Stand 2024) korrekt.

 

 

 

 

 

 

3. Tag – Bovec – Tolmin

Der Tag startete deutlich besser – mit einem mega Frühstück im Untergeschoss des Hotels Mangart, das wirklich keine Wünsche offenließ. Bevor wir losfuhren, machte der Hausherr noch ein Foto von unserem Gespann, und dann ging es auch schon auf die nächste Etappe.

Wir fuhren entlang der Soča, und Mayra konnte schon bald wieder frei laufen. Nach den heftigen Regenfällen der letzten Tage waren allerdings einige Wege direkt an der Soča ziemlich schlammig. Mayra fand das großartig – wir mit dem Tandem eher weniger. 😅 Aber die tollen Ausblicke auf die umliegenden Berge haben das schnell wieder wettgemacht.

In die Routenplanung war auch ein kurzes Trail-Stück eingebaut, perfekt für das eMTB-Tandem und als Freilaufzone für den Hund gedacht. Nett gemeint, nur leider war weder der Trail noch die schmale 40-cm-Brücke am Ende für unseren Anhänger geeignet. Also kehrten wir um und fuhren auf der Straße weiter. Diese führte größtenteils wieder entlang der Soča und war landschaftlich wirklich wunderschön.

Nach einer längeren Abfahrt erreichten wir Kobarid und machten dort einen kurzen Abstecher zu einer Hängebrücke über die Soča, die während des Ersten Weltkriegs gebaut wurde. Da wir an diesem Tag nur 40 Kilometer und 800 Höhenmeter (größtenteils bergab) vor uns hatten, gönnten wir uns kurz vor Tolmin noch eine Pause auf einer Bank oberhalb der Soča – mit traumhaftem Blick ins Tal.

Die Tour war technisch auf den Schotterpassagen etwas anspruchsvoller, ansonsten aber geprägt von gut ausgebauten Fahrradwegen und größtenteils wenig befahrenen Straßen. Nur ein kurzes Stück führte über etwas lebhaftere Straßen, aber auch das war problemlos machbar.

 

 

 

4. Tag – Tolmin Ruhetag

Heute: Regen. Viel und ausgiebig. Da das Hotel normalerweise keine Hunde beherbergt, waren wir im Nebengebäude untergebracht. Das war um diese Jahreszeit und in der Vorsaison vor allem eins: ausgekühlt.

Trotzdem wollten wir uns etwas bewegen. Also haben wir unsere Regenklamotten angezogen und waren etwa zwei Stunden zu Fuß an der Soča unterwegs. Nass, aber immerhin draußen! Nur die Schuhe habe ich nach der Tour weggeschmissen. 🙂

 

 

 

5. Tag – Tolmin – Smartno

Kaum waren wir zwei Tage im Gebäude, war das Wasser endlich heiß – leider genau rechtzeitig, um wieder abzureisen. Aber immerhin blieb es heute früh trocken! Da allerdings schon sehr dunkle Wolken am Himmel aufzogen, stellten wir uns direkt auf Regen ein und zogen uns entsprechend an.

Mit uns auf der Hotelterrasse saß ein amerikanisches Pärchen mit Fahrrädern. Sie erzählten, dass sie nach „Brda“ wollten. Warum ich das hier erwähne? Lasst euch überraschen

Am Anfang fuhren wir wieder auf dem Radweg entlang der Soča, immer dem „Bimobis“-Radweg folgend. Schnell wurde es ländlicher und der Weg war nur noch geschottert. Generell sind in dieser Region Sloweniens weniger Berge, dafür mehr Wälder.

Nach etwa 15 Kilometern erreichten wir ein „kurzes, steiles Stück“, wie es in der Beschreibung stand. Uns entgegenkommende Gravel-Radfahrer, die bergauf schoben, ließen mich schon nichts Gutes ahnen. Pro: Das Stück war nach den Regenfällen nicht überflutet. Contra: Es lagen wirklich große Steine auf dem Weg, und auch wenn das Tandem damit weniger Probleme hatte, mussten wir den Anhänger das ganze Stück tragen. Und obwohl es bis dahin nicht geregnet hatte, waren wir nach dieser Aktion komplett nass – vom vielen Schwitzen.

Kaum lag das Waldstück hinter uns, fing es auch schon an zu regnen, und wir fuhren wieder auf besten Radwegen entlang der heute leider eher braunen Soča. Nach einer kurzen Regenpause begann es dann richtig zu schütten. Es gibt zwar jede Menge Rastplätze und Bänke am Weg, aber leider keinen einzigen mit Dach. Also mussten wir uns mit einer Unterführung behelfen. Dort haben wir etwa 20 Minuten gewartet, bis der Regen nicht mehr quer kam.

Da es nur ein Restaurant in Šmartno gibt und das an unserem Anreisetag geschlossen war, haben wir im letzten größeren Ort (Solkan) im Supermarkt eingekauft – was kann schon schiefgehen, nur 8 km vor dem Ziel? Kaum hatten wir jedoch die Einkaufstüten verstaut, ging es mit 18% Steigung den Berg hinauf. Es wurde zwar zum Schluss wieder flacher, aber trotzdem hatten wir bis Šmartno noch zusätzliche 300 Höhenmeter gemacht.

Oben angekommen, wurden wir vom amerikanischen Pärchen begrüßt – leider mit den Worten: „You have a flat (tire).“ Irgendwo auf dem letzten Stück hatten wir uns ein paar Dornen im Reifen des Hundeanhängers eingefangen.

Was hat Smartno jetzt mit Brda zu tun? Brda ist die Region in Slowenien, die übrigens bekannt für ihren Wein ist.

Technisch bis auf das kurze Stück im Wald, Tour auf gut ausgebauten Fahrradwegen. Sehr schöner Fahrradweg an der Soča entlang, für das letzte Stück von Solkan bis Šmartno sollte man Kondition mitbringen. Für mich persönlich war das die anstrengendste Etappe der Woche.

6. Tag – Smartno – Stanjel

Durch den Regen, den Platten und den steilen Anstieg zum Schluss gestern ist mir erst heute Morgen so richtig aufgefallen, wie schön die Umgebung und der Ausblick auf die umliegenden Weinberge in Šmartno sind. Unsere heutige Tour begann mit der Abfahrt durch die Weinberge in Richtung Italien. Da mein „Self-Service-Kaffee“ aus der Kapselmaschine mit Nachfüllkapseln zum Frühstück doch eher enttäuschend war, haben wir uns auf der italienischen Seite erst mal einen richtigen Kaffee gesucht. Nach vier doppelten Espressos (der Bedienung wären fast die Augen raus gefallen) für 8 Euro konnte der Tag dann auch offiziell starten.

Die Tour ging weiter durch die Stadt Gorizia, und plötzlich standen wir mitten auf dem Stadtmarkt in der Fußgängerzone. Der Markt war gut besucht, also haben wir ein Stück geschoben. Nach der Stadt wurde es schnell wieder ländlicher. Wir fuhren auf Nebenstraßen und auch ein Stück am Fluss Vipava entlang, damit Mayra sich etwas die Beine vertreten konnte.

Zum Schluss ging es wieder ein Stück moderat bergauf zur Burg Štanjel, wo uns unsere Vermieterin bereits am Eingang erwartete und uns zur Unterkunft begleitete.

Für den Abend hatten wir uns ein 8-Gänge-Menü mit Weinprobe in der Burg vorbestellt, was wirklich sehr gut war – auch wenn ich immer noch absolut keine Ahnung von Wein habe.

Technisch war die Tour einfach, die größte Herausforderung waren die Fußgänger in der Stadt.

 

 

 

7. Tag – Stanjel – Lokev

Heute gab es nochmal „Self-Service-Frühstück“, das aus Brot, Wurst, Käse und vom Vermieter selbst gepflückten Pfirsichen bestand. Der selbst gemachte Kaffee, diesmal aus einer Mini-Filter/Espressomaschine, war leider wie gestern auch nicht wirklich gut.

Die Tour begann mit einer schönen Schotterpassage, die für Mayra perfekt war. Dieser Weg ist in Komoot mit S2 markiert, aber auch mit dem Tandem und Anhänger gut befahrbar. Danach ging es weiter bis Sežana, durch Weinberge und Mischwald, auf einem hervorragend ausgebauten Radweg. In Sežana haben wir dann noch einen bewährten Kaffeestopp eingelegt.

Weiter ging es auf dem Radweg, der breiter war als so manche Fahrradstraße in München. Ein Stück S0-Trail führte uns durch den Wald nach Lipica. Dieser S0-Trail war sehr schön zu fahren und machte auch mit dem Anhänger Spaß.

Mit dem nächsten und letzten Stück Trail nach Lipica hatten wir leider weniger Glück. Anfangs noch gut zu fahren, wurde der Weg im Wald schnell enger (zugewachsen) und teilweise sehr wurzlig. Da wir gleich zu Beginn Wildschweinjunge gesehen hatten und Mayra deswegen im Anhänger saß, war dieser Abschnitt eher grenzwertig zu fahren.

Wer sich jetzt mit Pferden auskennt, ahnt es vielleicht schon – unser Weg führte uns in Lipica mitten durch ein Gestüt. Und zwar das weltbekannte Lipizzaner-Gestüt. Ich hatte mich schon gewundert, warum da so viele Leute an der Koppel standen und den Stuten mit ihren Fohlen zuschauten. Wäre ich nicht am Abend von einem fränkischen Pärchen in der gleichen Unterkunft über Lipica und die Lipizzaner aufgeklärt worden, wüsste ich das bis heute nicht. Tja, bin halt einfach ein Pferdebanause.

8. Tag – Lokev – Koper

Nach einem vom Vermieter auf Zuruf zubereiteten Frühstück mit Kaffee, der endlich den Namen „Kaffee“ verdient hatte, ging es auf guten Schotterwegen in Richtung Koper, unserem Ziel für diese Woche.

Weiter ging es mit leichtem Auf und Ab durch die mediterrane Vegetation. Kaum waren wir aus dem Hartlaubwald raus, konnte man auf dem Hügel zum ersten Mal das Meer sehen. Es folgte eine durchaus steile Abfahrt durch ein Klettergebiet in Črni Kal, und dann ging es immer in der Nähe der Rižana durch kleine Dörfer bis nach Koper.

In Koper angekommen, fuhren wir wieder auf bestens ausgebauten Radwegen, mit einem kleinen Abstecher zur Promenade, bis zu unserem Hotel direkt am Meer.

Technisch war es wieder eine einfachere Tour, mit etwas Matsch und Schlamm von Baumarbeiten im Wald. Die steile Abfahrt mit Serpentinen verlangte nach funktionierenden Bremsen und entsprechender Technik.

Zusammenfassung

Auf der Strecke gab es wirklich jeden Tag mindestens ein Highlight und generell jede Menge zu sehen. Die Landschaft änderte sich ständig: von den hohen Bergen im Triglav-Nationalpark bis hin zu Weinbergen und kleinen mediterranen Städtchen war wirklich alles dabei.

Die Tour war hervorragend von „Visit Goodplace“ organisiert. Alles, vom Erstkontakt über die Website bis hin zum Videobriefing und dem Kontakt während der Tour, ließ keine Wünsche offen. Es wurde immer auf unsere individuellen Wünsche eingegangen, es gab pro Tag mindestens zwei Tourvarianten und die Routen wurden nach dem Videobriefing sogar nochmal umgeplant, sodass auch Mayra und wir mit unserem eMTB-Tandem voll auf unsere Kosten kamen. Auch der Gepäck- und Rücktransport verlief problemlos.

Übersichtskarte der Tour

 

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